Kreativität im Verkauf ist gefragt

Veröffentlicht am: 14.04.2020

Seit 16. März haben die Läden geschlossen. Das hat auch in der Buchwirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. So wie viele andere Branchen auch vermissen die Buchgeschäfte ihre Kunden, die zum Schmökern und Kaufen kommen.

Berücksichtigt man alle Verkaufskanäle, sowohl den stationären Buchhandel wie auch Nebenmärkte (Tankstellen, Elektro- und Drogeriemärkte, LEH) und den kompletten E-Commerce/Online-Bereich, beträgt der Umsatzverlust -24,3 Prozent im Vergleich März 2020 mit März 2019. Betrachtet man nur den stationären Handel, liegt dort der Einbruch sogar bei -41,4Prozent. Steigt man in die einzelnen Kalenderwochen ein, zeigt sich das Bild im Buchhandel noch dramatischer. Gab es in den ersten beiden Wochen bis 15. März sogar ein Umsatzplus von 7,5 Prozent im stationären Buchhandel, stürzen die beiden nächsten Wochen ab dem 16. März um 82,7 Prozent ab. Dass Buchhandlungen weiter verkaufen, liegt an den eigenen Onlineshops und beim kreativen Ausbau der Lieferservices.
Auf der Strecke bleiben durch den Corona-Schock auch die österreichischen Verlage mit ihren heimischen Autorinnen und Autoren. Dort fehlt seit Wochen die Möglichkeit Neuerscheinungen vorzustellen, da alle Messen, Lesungen und Auftritte abgesagt wurden. Und nunmehr fehlt auch die Präsentation im Buchhandel, denn der hat geschlossen. Selbst die Wiedereröffnung der kleineren Läden bis 400 Quadratmeter bringt den Verlagen nichts, da durch die Personenbeschränkungen und Veranstaltungsverbote weiterhin keine Präsentationen und kaum gezielte Beratungen möglich sind. Nach Warengruppen hat den stärksten Rückgang im März 2020 die Reiseliteratur mit einem Minus von 64,8 Prozent. Ohne Reisemöglichkeit wird auch die dazugehörige Literatur nicht gekauft. Den geringsten Rückgang verzeichnen Kinder- und Jugendbücher mit einem Minus von nur 1,2 Prozent. Die österreichischen Haushalte (mit Kindern) haben sich also auf die Quarantäne vorbereitet.
Auffällig sind zahlreiche Wiedereinstiege und Klassiker bei den aktuellen Bestsellern: Jamie Olivers „Veggies“ (Dorling Kindersley) landet bei den Ratgebern auf Platz vier, Anne Franks „Tagebuch“ (Fischer) kommt bei den Sachbüchern auf Platz fünf, Ursula Poznanski schafft es bei den Kinder- und Jugendbüchern mit „Erebos“ und „Erebos 2“ (Loewe) gleich zweimal zurück unter die Top Fünf. Alle Autorinnen und Autoren waren zuletzt nicht mehr unter den Top Ten der Auswertungen.
Auch bei den Buchtiteln gibt es Wiedereinstiege und vor allem Themenaffinität mit „Corona“: Laura Spinney, „1918 – Die Welt im Fieber“ (Hanser), „Fünf Hausmittel ersetzen eine Drogerie“ (Smarticular), „Der größte Crash aller Zeiten“ (Eichborn) von Marc Friedrich/Matthias Weik und „Hinfallen ist keine Schande, nur Liegenbleiben“ (Eden Books) von Muriel Baumeister/Constanze Behrends geben Einblicke in die Gefühlswelt der Österreicher und finden sich auf einmal wieder in den Bestseller-Listen.

« voriger   |   nächster » « zurück

Kommentar

Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

Anzeige

Umfrage

Beeinflussen die Auswirkungen des Coronavirus Ihre Geschäftsentwicklung?

Ja, massiv
Etwas
Gar nicht
Keine Meinung