DDR CI

Veröffentlicht am: 26.09.2023

Mit der Aufteilung des Deutschen Reiches durch die Alliierten, entstanden nicht nur vier Besatzungszonen, sondern recht bald zwei Staaten, auch wenn der eine den anderen nie anerkannt hat.

 

40 Jahre lang gab es diese zwei deutschen Staaten. Sie teilten eine schreckliche Vergangenheit, mit der sie sehr unterschiedlich umgingen. Der eine startete den ersten und einzigen Versuch, eine sozialistische Gesellschaft in Deutschland aufzubauen. Nebenan startete das Wirtschaftswunder. Wie die DDR funktionierte, haben die Bürger beider Staaten lange Zeit nicht richtig verstanden. Die einen, weil dialektische Auseinandersetzung nicht gewünscht war. Die anderen schauten auf die USA. Nach Westen schauten sie alle … Nach dem friedlichem Volksaufstand beendete die DDR ihre Existenz am dritten Oktober 1990 durch einen Beschluss der Volkskammer. Alle kennen die Bilder von Mauerfall und Wende-Euphorie. Mit Ostalgie und Touri-Shops erlebte das Produktdesign der DDR einen Nach-Wende-Boom. Dagegen wurde über das Corporate Design der DDR sehr wenig geschrieben und geforscht.
Diese Lücke schließt nun der renommierte Designforscher Andreas Koop (NSCI). Er analysiert die Stilmittel der visuellen Identität der DDR und rekonstruiert gewissermaßen das Manual des Arbeiter- und Bauern-Staates: Vom Wappen über die Nationalfarben, Schrift/Typografie und Printmedien bis hin zu Architektur und öffentlicher Inszenierung. Im Fokus stehen das Grafikdesign und die Darstellung von Macht. Da das visuelle Erscheinungsbild eines Systems (Corporate) Ausdruck und Abbild von Wesen und Wirken einer Struktur ist, gibt Koop damit tiefen Einblick in das Funktionieren des „Systems DDR“. Damit ist dieses Buch nicht nur ein rekonstruiertes, fiktives Corporate Design-Manual, sondern auch ein Schlüssel zum Verständnis: quasi ein Blick über die Mauer. So wird es zu einer spannenden Geschichtsstunde, die den Kalten Krieg lebendig werden lässt: mit zwei deutschen Frontstaaten.
Koop beleuchtet die Anfänge in Trümmern, die diametral entgegengesetzten Ziele der Besatzungsmächte in Ost und West, Staatspartei und Parteienstaat, die Ideologie und den Feind-Bedarf als Lebenselexier des Staates. Er zeigt die visuellen Differenzen zwischen BRD, DDR und der Sowjetunion auf und erläutert die Gründe dafür. Er fühlt der Sprache auf den Zahn und schildert, was sie verrät – und was sie verschweigt. Er analysiert zwei Wirtschaftssysteme, die unterschiedlicher kaum sein können und schildert, wie sie funktionierten. Den Kernteil des Buches bildet dann eine umfangreiche, detailliert-akribische Designanalyse, die nicht nur Gestalter fesselt, sondern daneben dazu beitragen kann, den Grauschleier des Vergessens, der dabei ist, sich über die DDR zu legen, für alle historisch Interessierten zu lüften. Koop arbeitet frei von Ostalgie und persönlicher Wertung – voll Respekt vor den Opfern der Stasi und gegenüber jenen, die montags mutig auf die Straße gingen.

DDR CI
Das visuelle Erscheinungsbild der Deutschen Demokratischen Republik

Mit einem Vorwort von Bundestagspräsident a.D. Dr. h.c. Wolfgang Thierse
240 Seiten mit 450 farbigen Abbildungen
Format 17,4 x 24 Zentimeter
Fadengehefteter Leinen-Festeinband mit Lesebändchen
40,00 Euro
ISBN 978-3-87439-915-9

Kommentar

Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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