Ende der Format-Kriege bei E-Books in Sicht

Veröffentlicht am: 07.05.2012

 

Der größte Science-Fiction-Verlag der Welt, Tor Books, hat angekündigt in Zukunft bei seinen E-Books auf Digital Rights Management (DRM), einen Kopierschutz der es Herstellern von Hardware ermöglicht Kunden an ihre Geräte zu binden, zu verzichten.

 

Da sich Bücher leicht abschreiben oder scannen lassen, kann ein Kopierschutz nicht dauerhaft halten – und hier ist noch gänzlich außer Acht gelassen, dass fähige User immer Mittel und Wege finden die Sperren zu umgehen. E-Books sind außerdem kleine Daten die sich schnell im Internet austauschen lassen. Illegale Quellen die Bücher ohne diese Einschränkung anbieten, erscheinen dadurch umso attraktiver.

Tor Books hat aus diesen Gründen erkannt, dass DRM sich gerade für Bücher schwer durchsetzen lässt. Der Verlag wird für diesen mutigen Schritt nicht nur in ersten Reaktionen der Leser gefeiert, er gewinnt so auch ein Stück Unabhängigkeit von den Reader-Herstellern zurück. Mit DRM müsste Tor bei einem Wechsel des E-Book-Partners von Amazons Kindle zur Konkurrenz den Lesern zumuten, die Bücher noch einmal zu kaufen, da nur Amazon das Recht hat, den Kopierschutz von den E-Books zu entfernen; dies würde das Unternehmen freiwillig vermutlich nicht tun.

 

Barrierefreies Lesevergnügen?

Das Eingeständnis des Verlages, dass das kopiergeschützte E-Book in der Realität nicht durchsetzbar ist, wird wohl weitere Verfechter in der Branche finden. Setzt sich der Verzicht auf DRM durch, kann man damit rechnen, dass bald schon Geräte auf den Markt kommen werden, die sämtliche Formate darstellen können – ähnlich wie bei Musik- und Videoplayern. „Es gibt hierzulande immer noch Skepsis gegenüber E-Books und -Readern. Die unterschiedlichen Formate sind da nicht förderlich", erklärt Timo Reuter, Lese- und Medienforscher bei der Stiftung Lesen. Durch die Bindung an ein Gerät werden Lese-Fans, die sich viele Bücher von verschiedenen Verlagen kaufen und E-Books in verschiedenen Formaten besitzen, vergrault. Ein Verzicht auf DRM würde den Markt auch für Billighersteller öffnen. Es soll für einen Leser keine Rolle spielen, in welchem Dateiformat sein E-Book vorliegt. Entsprechende Lesegeräte sind nach dem Abschied von DRM nur noch eine Frage der Zeit.

 

 

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