Kritik an verpflichtendem Testen und Maskenpflicht in Betrieben

Veröffentlicht am: 02.04.2021

Die Verschärfung der Covid-19 Maßnahmen für Wien, Niederösterreich und das Burgenland sorgen in der Druck- & Medienbranche für ratlose Unternehmen. Wie soll vernünftig damit umgegangen werden?

Wenn Homeoffice nicht möglich ist, wie in allen produzierenden Betrieben der Druck- & Medienbranche, müssen die Mitarbeiter künftig mindestens einmal pro Woche getestet werden und FFP2 Masken auch in der Produktion tragen. Aber wie dies in der Praxis funktionieren soll, wer für den Zeitaufwand fürs Testen aufkommt und was passiert, wenn Mitarbeiter sich privat testen, sich nicht testen lassen wollen oder schon Corona hatten, ist noch völlig unklar. „Prinzipiell werden wir alles tun, um unseren Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens zu leisten. Und bisher war das Infektionsrisiko innerhalb der Betriebe dank sehr strenger Sicherheitskonzepte sehr gering. Und viele Unternehmen testen bereits seit Monaten freiwillig“, betont Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verband Druck Medien. Dennoch pocht er auf eine Praxisprüfung der Maßnahmen. Was passiert, wenn Mitarbeiter sich nicht testen lassen wollen? Oder sich privat getestet haben? Wie lange ist ein Test gültig? Ist Testen Arbeitszeit oder Freizeit? Wer kontrolliert? Und welcher Test gilt? Und was soll die Maskenpflicht für alle Innenräume bringen? Das sei noch völlig unklar.
Die Schwierigkeiten liegen – wie fast immer – im Detail. „Antigen Schnelltests sind nur 48 Stunden gültig. Um tatsächlich ein durchgängiges Konzept zu haben, müssten Betriebe dreimal pro Woche ihre gesamte Belegschaft testen lassen – Montag, Mittwoch und Freitag. Auch wenn die Tests kostenlos sind, der logistische Aufwand und die Arbeitszeit kosten“, sagt Sodoma. PCR Tests seien dagegen 72 Stunden gültig und deutlich valider im Ergebnis. Zudem können Unternehmen nur dann eigene betriebsinterne Teststraßen einrichten lassen, wenn sie mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigen. Und der Nasenabstrich muss von einem medizinisch geschulten Personal durchgeführt werden.
„Wien hat mit allesgurgelt.at eine Plattform geschaffen, bei der alle Wiener Unternehmen kostenlos PCR Tests für alle Mitarbeiter und deren Familienangehörige bekommen. Die Tests können einfach Zuhause durchgeführt werden und liefern innerhalb von 24 Stunden ein Ergebnis. Ein PCR Test für alle Unternehmen würde deutlich mehr Sicherheit bringen“, sagt Sodoma. Der Verband Druck Medien fordert daher eine Ausweitung der Wiener Aktion auf ganz Österreich. „Wir brauchen ein einfaches System, damit die Betriebe die Testungen durchführen können. Sonst steht die Produktion still. Und das ist gerade jetzt, wo es sich ein sanfter Aufschwung abzeichnet, fatal“, so Peter Sodoma.
Auch die angedachte, pauschale FFP2-Maskenpflicht im Innenraum, sobald sich mehr als eine Person im Raum befinden, stößt in der Druck- und Medienbranche auf wenig Begeisterung. „In Produktionshallen mit automatischen Lüftungsanlagen ist der Mehrwert nicht nachvollziehbar“, sagt Sodoma. Die Fakten sprechen für sich: Viele Drucksäle sind meist mehr 1.000 Quadratmeter groß, haben Raumhöhen von mehr als 4 Metern und Lüftungsanlagen, die bis zu 40.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umwälzen können. Druckmaschinen sind zumeist zwischen acht bis zehn Metern, Großanlagen können bis zu zwanzig Meter lang sein. Bedient werden die Maschinen zumeist von nur einem Maschinenführer. Der Verband Druck Medien fordert daher eine Ausnahme von der Maskenpflicht für Räume mit automatischen Lüftungsanlagen und einem belegbaren Mindestabstand von zwei Metern.

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Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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