Verband Druck Medien mit offenem Brief an Papierindustrie

Veröffentlicht am: 31.10201

Die jüngsten Preiserhöhungen seitens der Papierindustrie zwischen 100 und 150 Euro pro Tonne wegen gestiegener Energiepreise haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Vor allem, da auch bestehende Bestellungen von den Erhöhungen betroffen sind.

Diese, und vor allem nicht erste Preiserhöhung, hat den Verband Druck Medien nun bewogen, einen offenen Brief an die Papierindustrie zu richten, den wir nachstehend wiedergeben.

Offener Brief an die österreichische Papierindustrie
Appell an Papierhersteller, die eskalierenden Preissteigerungen offen zu legen



Sehr geehrte Mitglieder der Austropapier, liebe Papierhersteller


die aktuellen Preissteigerungen, die in den letzten Tagen bei unseren Mitgliedern eingetroffen sind, stellen alle bisher gekannten Preissteigerungen in den Schatten. Begründet mit den steigenden Energiepreisen wurden die Preise für Papiere um 100 – 150 Euro pro Tonne angehoben. Auffällig ist dabei sowohl der Zeitpunkt des Inkrafttretens, der ähnliche Wortlaut und die Höhe der Preissteigerung, die wir hiermit anhand von drei Beispielen veröffentlichen möchten.

Sappi Kundenbrief vom 18. Oktober:
Sappi Europe kann den beispiellosen Anstieg der Energiepreise nicht mehr in vollem Umfang auffangen und ist daher gezwungen, einen allgemeinen Energiezuschlag für alle Produkte zu erheben. (…) Der Zuschlag von 100 Euro pro Tonne gilt für alle Rechnungen, die ab dem 25. Oktober 2021 datiert sind und gilt bis auf Weiteres und zusätzlich zu allen aktuellen und zukünftigen Preiserhöhungen.

Burgo Kundenbrief vom 14. Oktober:

Aus diesem Grund sind wir zusätzlich zu dem, was in den letzten Wochen bereits kommuniziert und vereinbart wurde, verpflichtet, …. Einen Mindestzuschlag von 100 Euro pro Tonne für alle Produkte unseres Portfolios auf alle Lieferungen ab dem ersten November.

Heinzel Paper schreibt am 14. Oktober:
Wir bedauern Ihnen in Folge dieser unvorhergesehenen exorbitant gestiegenen Energiepreise daher mitteilen zu müssen, dass zur Aufrechterhaltung unserer Lieferfähigkeit für alle Lieferungen von Publikationspapieren ab ersten November 2021 ein Energiezuschlag von 150 Euro pro Tonne zur Verrechnung gelangen wird. Wir möchten in diesem Zusammenhang auch auf unsere „General Trade Rules for Sales of Paper and Paperboard, Section 11 (Increased Cost)“ verweisen, welche eine Preisanpassung bei einer 10%igen Gesamtkostensteigerung ermöglichen; eine solches Steigerungsausmaß ist längst erreicht.
Irritierend ist zudem, dass die Preissteigerung auch bereits bestellte und bereits produzierte Ware betrifft und tief in bestehende Verträge eingreift. Die Möglichkeit einer Stornierung wird zwar eingeräumt, gleichzeitig aber vor noch höheren Preisen bei Neubestellungen gewarnt. Wir als Verband Druck Medien sehen natürlich ebenfalls den gewaltigen Preisdruck. Dennoch raten wir unseren Mitgliedern, die bestehenden Lieferverträge rechtlich zu prüfen.

Das ist keine Partnerschaft!
Wir wollen nicht kommentarlos hinnehmen, dass die Papierindustrie als Lieferant unsere zum Großteil klein- und mittelständischen Druckereibetriebe mit immer neuen, nicht mehr kalkulierbaren Preiserhöhungen vor sich hertreibt, ohne andererseits termingerechte Lieferfristen einzuhalten. Wir weisen darauf hin, dass wir nicht länger gewillt sind, uns schützend vor die Papierindustrie zu stellen. Dass die Auftraggeber in Österreich nicht schon längst verärgert sind oder auf andere Werbekanäle umgestellt haben, ist nur den Druckereien, und ihrer guten Beratung aber auch der Flexibilität ihrer Kunden zu verdanken, die derzeit auch andere Papiere und längere Lieferzeiten in Kauf nehmen. Wir möchten Sie daran erinnern, dass wir beide – wir Druckereien und Sie als Papierindustrie – im gleichen Boot sitzen und als gemeinsame Partner für das Produkt Print eintreten sollten. Dieses Boot ist ins Wanken geraten. Und das nicht erst seit dem 14. Oktober 2021.

Verknappung gezielt gesteuert
Schon 2018 haben wir im Verband Druck Medien eine künstliche Verknappung von grafischen Papieren befürchtet. Damals waren durch Schließungen und Umrüstungen von Papierfabriken in Deutschland, Italien, Finnland und Frankreich insgesamt 5,2 Millionen Tonnen Papier pro Jahr weggefallen. Dennoch folgten seit damals noch weitere Werksumrüstungen. Ende 2019 stellte UPM am Standort Dörpen (Deutschland) eine Papiermaschine auf Etikettentrennpapiere um, Ende 2020 folgte Stora Enso mit der Umrüstung der Papierfabrik Oulu (Finnland) auf die Produktion von Zellstoff. Die Corona-Pandemie verknappte die noch vorhandenen Kapazitäten zusätzlich. Die österreichischen Papierfabriken lieferten 2020 insgesamt 4,78 Millionen Tonnen Papier aus. Das ist um 5,3 Prozent weniger als im Jahr 2019. Die Produktion von grafischen Papieren wurde dabei am stärksten gedrosselt. Sie lag mit 2 Millionen Tonnen 13,5 Prozent unter 2019.

Verband Druck Medien fordert Transparenz
Angesichts dieser Entwicklungen fordern wir Sie auf, zu den jüngsten Preissteigerungen eine Stellungnahme abzugeben und die Preisgestaltung offenzulegen. Wir appellieren zudem an die papierherstellenden Unternehmen, die steigende Nachfrage in Österreich vorrangig zu behandeln und die Kapazitäten für grafisches Papier wieder zu steigern.

Gerald Watzal, Präsident Verband Druck Medien Österreich

Peter Sodoma, Geschäftsführer Verband Druck Medien Österreich

   
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Kommentar

Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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