Offener Brief an die Bundesregierung

Veröffentlicht am: 09.04.2020

Mit einem offenen Brief an die Regierung weist der Verband Druck & Medientechnik auf die durch die Coronakrise ausgelösten massiven Probleme in der österreichischen Druckindustrie hin.

Die Pandemie zeige, wie verletzlich die heimische Wirtschaft ist. Wenn die Krise überstanden ist, solle alles daran gesetzt werden, die Wertschöpfung in Österreich zu generieren und nicht in ausländischen Billigdruckländern. So wird in dem vom Präsidenten Gerald Watzal und dem neuen Geschäftsführer des Verbandes Peter Sodoma gezeichneten Brief an die Bundesregierung und Landesregierungen folgende Frage gestellt: „Müssen von Ministerien geförderte Bücher wie Schulbücher oder Museums-Kataloge wirklich im Ausland gedruckt werden, um ein paar Cent zu sparen? Müssen wir Plakate, Verpackungen, Zeitschriften, Bücher oder Mailings im Ausland produzieren lassen und quer durch Europa karren? Müssen wir uns abhängig machen von Exporten, wenn es österreichische Unternehmen gibt, die das Gleiche anbieten können? Sind ein kleiner CO2-Fußabdruck durch regionale Lieferanten sowie ökologische und soziale Nachhaltigkeit auch in Zukunft weiterhin bloß Lippenbekenntnisse?
„Wir vom Verband Druck & Medientechnik sind überzeugt, dass die Erfahrungen durchaus eine Chance sein können, um umzudenken und nachhaltiger zu handeln“, so Gerald Watzal, Präsident des Verband Druck & Medientechnik. Sein Appell: Chance für neues Wirtschaften nützen und Bestbieter-Prinzip forcieren. So werden die Forderungen der Druckbranche wie folgt formuliert:
1. Vorrang für österreichische Druckereien und Medien, bis die Wirtschaft gestärkt ist.
2. Das Koppeln von öffentlichen Fördergeldern an eine Wertschöpfungskette in Österreich.
3. Das Bestbieterprinzip bei allen Aufträgen und die stärkere Wertung von Nachhaltigkeit – mit mindestens 20 Prozent.
4. Die Förderung von transparenten, neutralen Gütesiegeln wie „Printed in Austria“, „CSR-Gütesiegel für Druckereien“ und „klimaneutrales Drucken“.
Allein die Druckbranche bringt pro Jahr einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro in die österreichische Wirtschaftsbilanz ein, stellte im Jahr 2019 fast 200 Lehrstellen zur Verfügung und ist für rund 8.000 Familien ein Einkommensgarant. „Wir sind stolz auf unsere Arbeit und wollen keine Almosen, sondern faire Marktbedingungen, die uns das wieder Losstarten ermöglichen“, betont Watzal.
Insbesondere der Forderung nach einem „Vorrang für österreichische Druckereien und Medien“ können wir uns nur anschließen. Auch wenn die Bundesregierung ein Unterstützungspaket für Medien angekündigt hat, so sind die Nutznießer solcher Maßnahmen zumeist die großen Medienhäuser. Ein Vorgang, den man schon von der Presseförderung kennt. Wer in der der Regel hier auf der Strecke bleibt, sind die kleinen und mittleren Medienverlage, die ebenso einer wichtigen Informationsverpflichtung nachkommen. Hier vermissen wir – übrigens auch schon vor der Coronakrise – ein entsprechendes Modell, das ja eigentlich aus den Töpfen der vereinnahmten Anzeigenabgabe finanziert werden könnte. Aber das ist ja auch schon wieder eine „Never ending Story“…

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Kommentar

Der Affront von Adobe

Mit der Headline „Papier adé: Den Druck rausnehmen“ versandte Adobe am 16. Februar eine Meldung an Medienvertreter, die es in sich hat und die Druckindustrie inhaltlich herausfordert. Der Softwarekonzern, der wohlgemerkt mit dieser großgeworden ist, schreibt wie folgt:

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