Papierindustrie: Stärkere Nachfrage nach Papier, aber Zittern um Gas

Veröffentlicht am: 10.05.2022

Die österreichische Papierindustrie erlebte 2021 einen deutlichen Aufschwung, der aber von hohen Kosten für Rohstoffe und Energie nach wie vor gedämpft wird. Die Ukraine-Krise lässt die Branche um die Gasversorgung bangen.

 

Nach dem Corona-bedingten Einbruch 2020 wurde Papier 2021 wieder verstärkt nachgefragt. Die Gesamtproduktion stieg dementsprechend wieder über 5 Millionen Tonnen (plus 7,3 Prozent gegenüber 2020), die Zellstoffproduktion blieb stabil bei zwei Millionen Tonnen (minus 0,9 Prozent gegenüber 2020). Davon profitierten insbesondere grafische Papiere, die mit einer Produktion von 2,2 Millionen Tonnen um 14 Prozent zulegten. Der anhaltende Trend zu Online Shopping und umweltfreundlichen Verpackungen machte sich mit einem Zuwachs von 2,1 Prozent bei Verpackungspapieren bemerkbar. Mit einer Produktion von 2,5 Millionen Tonnen liegen sie nun an erster Stelle der Papiersorten. Spezialpapiere, zu denen auch Hygienepapiere zählen, legten ebenfalls um 6,7 Prozent auf 325.000 Tonnen zu. Die gestiegene Nachfrage steigerte den Umsatz der Branche um 15,2 Prozent auf über 4 Milliarden Euro. Allerdings mit einem Wermutstropfen, denn so Austropapier Präsident Kurt Maier „Der wirtschaftliche Aufschwung im letzten Jahr wurde durch höhere Kosten bei Rohstoffen und Energie gedämpft“. 20 Prozent der Gesamtkosten einer Papierfabrik entfallen auf Energie, somit zählt die Industrie zu den energieintensiven Branchen. Schon 2021 musste sie für Gas, Strom sowie CO2-Zertifikate tiefer in die Tasche greifen, auch die Altpapier- und Zellstoffpreise stiegen deutlich. Mit dem Ukrainekrieg hat sich die Situation bei Energie derart verschärft, das erste Unternehmen ihre Produktion kurzfristig stilllegen mussten.

Das Bangen um Gas
Zwar ist die Papierindustrie mit einem Anteil von 60 Prozent an erneuerbarer Energie Vorreiter bei der Ökoenergieerzeugung, dennoch ist sie noch zu 35 Prozent auf Gas angewiesen. Austropapier Präsident Maier erklärt das so: „Gas ist eine Brückentechnologie, die uns noch einige Zeit lange begleiten wird. Wir investieren aber kontinuierlich in Klimaschutzmaßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen“. Im Falle eines Gasembargos könnte laut Maier nicht mehr weiterproduziert werden. Verpackungen für Lebensmittel und Medikamente, aber auch Hygienepapiere, wären innerhalb kurzer Zeit nicht mehr verfügbar. Auch Lieferungen von Fernwärme und Strom, mit denen die Papierindustrie derzeit über 100.000 Haushalte versorgt, könnten nicht mehr stattfinden. Die Papierindustrie fordert deshalb die verstärkte Förderung von Dekarbonisierungsmaßnahmen und unbürokratische Genehmigungsverfahren, um den Gasbedarf sukzessive zu reduzieren.

Dekarbonisierung und Bioökonomie
„Die Dekarbonisierung ist keine Frage des Ob, sondern des Wann. Wir sind als Papierindustrie auf einem guten Weg und stehen zu den Klima-Zielen“, ist Max Oberhumer, Energiesprecher der Austropapier, überzeugt. Trotz des Produktionswachstums um 7,3 Prozent konnte die Papierindustrie 2021 ihren CO2-Ausstoß stabilisieren. Ein Großteil der Investitionen in den Papierfabriken dient dem Ziel der CO2-Einsparung, 2021 lagen sie bei 218 Millionen Euro. Das Ziel der Branche lautet Bioökonomie, eine Wirtschaftsform, die auf erneuerbaren Rohstoffen aufbaut und diese möglichst nachhaltig nutzt. Der Fokus muss auf der optimalen Nutzung aller Holzbestandteile liegen. „Der Rohstoff Holz bietet viele Möglichkeiten, fossile Produkte zu ersetzen. Wir arbeiten intensiv daran, die Bioökonomie Wirklichkeit werden zu lassen“, zeigt sich Max Oberhumer optimistisch.

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Kommentar

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