Lieferengpässe bei grafischen Papieren

Veröffentlicht am: 02.08.2021

Nachdem der Druck Medien Verband Österreich schon vor Wochen Alarm geschlagen hat, verweist nun auch der Bundesverband Druck und Medien e.V. in Deutschland auf die prekäre Lage.

So habe der Verband in den letzten Wochen besorgniserregende Warnrufe von Mitgliedsunternehmen erhalten, die Papierlieferungen von ihren Lieferanten nicht oder nur mit großen Verzögerungen erhalten. Neben eigenen Marktrecherchen hat der bvdm über seine Landesverbände Druckereien aller Größen und Segmenten zu deren Situation befragt.
Ergebnis ist, dass diese Lieferengpässe für viele Druckereien zunehmend ein zentrales Problem darstellen. Aktuell halten sich die Produktionsbeeinträchtigungen zwar überwiegend noch in Grenzen, erreichen vereinzelt jedoch auch schon bis zu 20 Prozent. Vor allem aber wird für die nähere und mittlere Zukunft eine Verschärfung der Situation erwartet. „Für die Unternehmen ist es enorm bedrohlich, wenn das nach Monaten der Corona-Belastungen anlaufende Geschäft dadurch belastet wird, dass Rahmenverträge mit Kunden nicht erfüllt werden können oder Einzelaufträge abgelehnt werden müssen“, so Dr. Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer des bvdm.
Maßgebliche Ursachen für die Engpässe seien die weltweite Nachfrage nach Zellstoff und Altpapier sowie die durch die Pandemie hervorgerufenen mangelnden Kapazitäten in der Logistik – fehlende Container im Überseeverkehr ebenso wie zu wenige Transportmittel im Landverkehr. Seehäfen sind seit Monaten überfüllt und schaffen es nur langsam, die dort entstandenen Lagerbestände durch Weitertransport abzubauen. Hinzu kommen für den Welthandel verheerende Einzelereignisse wie die zeitweise Blockade des Suezkanals oder der Corona-Ausbruch am Containerhafen von Yantian (China) – einem der größten Containerhäfen der Welt – deren Nachwirkungen noch nicht überwunden sind. Daher herrscht ein massiver Preiskampf aller Branchen um Frachten. Ebenso hat insbesondere die in China und den USA stark angestiegene Nachfrage die Preise für Rohstoffe, Vorleistungsgüter und Container in die Höhe getrieben und erschwert damit den Zugriff auf benötigte Produktionsmengen. Da der sinkende Bedarf an grafischen Papieren in Deutschland und Europa zum Abbau von Produktionskapazitäten geführt hat, ist der Wettbewerb der Einkäufer nun umso härter.
Der bvdm sieht in dieser Entwicklung eine weitere Gefahr, dass Geschäfte aus Print zu den Online-Medien abwandern. Eine kurzfristige Verbesserung der Lage ist nicht zu erwarten, so dass einzig der Appell bleibt, die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verstärken und das Vertrauen der Kunden durch intensive Kommunikation weiterhin aufrechtzuerhalten. Insbesondere sollte durch Erläuterung dieser durch die Druckereien nicht zu verantworteten Situation bei Kunden Verständnis für längere Lieferzeiten und Verteuerungen angestrebt werden.

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Kommentar

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